7.2 Vektorraum der

Schaltfunktionen

Tn sei die Menge aller Schaltfunktionen mit n Variablen und B = GF(2) der endliche Körper mit zwei Elementen und den inneren Verknüpfungen exklusives Oder bzw. Und , die hier mit den Infixsymbolen + und * notiert werden sollen. Wir definieren nun die Addition von Schaltfunktionen f,g,hTn sowie das Produkt einer Schaltfunktion fTn mit einem Skalar λB :

     h = f  g  ,   wo   h(x) = f(x) + g(x)   xBn            
     p = λ  f  ,   wo  p(x) = λ * f(x)   xBn   

und bezeichnen als Infixsymbole die neu definierten Operationen auf der Menge Tn , + und * die inneren Verknüpfungen von B . Mit diesen Definitionen ist die Menge Tn der Schaltfunktionen von n Variablen ein Vektorraum. Dem Leser sei der Beweis der Axiome V1 bis V4 als Übung empfohlen.

Eine Schaltfunktion fTn , für die gilt

f(x) = 1 (0) für genau ein xBn und
f(y) = 0 (1) y≠x , yBn

nennen wir eine Einspunktfunktion (Nullpunktfunktion) oder in anderem Zusammenhang Minterm (Maxterm).

Die folgende Tabelle stellt sämtliche Einspunktfunktionen aus dem T3 dar:

x b1(x) b2(x) b3(x) b4(x) b5(x) b6(x) b7(x) b8(x)
0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0
0 0 1 0 1 0 0 0 0 0 0
0 1 0 0 0 1 0 0 0 0 0
0 1 1 0 0 0 1 0 0 0 0
1 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0
1 0 1 0 0 0 0 0 1 0 0
1 1 0 0 0 0 0 0 0 1 0
1 1 1 0 0 0 0 0 0 0 1

Eine Einspunktfunktion lässt sich nicht als Linearkombination der anderen Einspunktfunktionen darstellen, da diese durchweg für den Variablenvektor, bei dem die darzustellende Einspunktfunktion gleich 1 ist, verschwinden. Die 2n Einspunktfunktionen sind damit linear unabhängig und spannen den Tn auf. Sie stellen also eine Basis dar. Jede Schaltfunktion fTn lässt sich in der Form

     2n                                    
 f = Σ fi bi(n)   
     i=1                                    

als Linearkombination der Einspunktfunktionen darstellen. Die fiB (i=1,...,2n) bilden den Komponentenvektor von f bezüglich der Basis der Einspunktfunktionen. Er ist identisch mit der rechten Spalte der Funktionstabelle.